Guten Tag,
heute mal ein Newsletter, der randvoll ist mit Terminen, Tagungen, Meldungen und Stellenausschreibungen. Wir hoffen, dass der eine oder andere Punkt auf Dein Interesse stößt.
Vom 19.-21. November 2025 veranstaltet der Verein Bundesarbeitgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e.V. in Berlin wieder unter dem Motto Gemeinsam für Menschenwürde - Solidarität - Wohnung - Rechtsanspruch ihre Bundestagung. Das vorläufige Programm ist hier zu finden
https://www.bagw.de/fileadmin/bagw/media/Doc/TGD/TGD_25_BUTA_Vorlaeufiges_Programm.pdf
und es ist auch schon möglich, sich anzumelden.
https://www.umbuzoo.de/q/AnmeldungBundestagung2025/de/#page=0
Die Wohnungslosen_Stiftung wird auf der Tagung mit einem Info_Stand, einem Projektbesuch und einer AG Frauen auf der Straße: Besondere Bedarfe, Wege zur Sichtbarkeit und Vernetzung – Erkenntnisse aus Forschung und von Erfahrungsexpertinnen präsent sein sein.
Teilnahme von Menschen mit Wohnungslosigkeitserfahrung problematisch.
Die Veranstalter schreiben: Für Menschen mit eigener Erfahrung von Wohnungsnot stehen beitragsfreie Plätze zur Verfügung. Unklar bleibt, wie wohnungslose und in der Regel finanzarme Menschen ihre Fahrtkosten finanzieren sollen und unklar ist auch, wie die Unterbringung erfolgt und wer das finanziert.
Zu befürchten ist, dass wohnungslose Menschen auch diesmal gezwungen sein werden, bei allen möglichen Stellen, Einrichtungen und Institutionen um Übernahme der Fahrt- und Übernachtungskosten für diese bundesweite Tagung zu betteln - ein völlig würdeloser Zustand, vor allem vor dem Hintergrund, dass die BAGW mit fast einer Million € pro Jahr aus dem Bundeshaushalt finanziert wird.
An der Hochschule Hannover ist eine unbefristete Stelle frei: Lehrkraft für besondere Aufgaben (m/w/d) im Themengebiet „Menschen in prekären Lebenslagen mit dem Schwerpunkt Wohnungslosigkeit“. Die genauen Einzelheiten der Stellenausschreibung sind hier zu finden, der Bewerbungsschluss ist der 28.07.2025.
https://karriere.hs-hannover.de/bewerbung/beschreibung-900000328-10057.html
Wir würden uns wünschen, dass sich Menschen mit Wohnungslosigkeitserfahrung auf diese Stelle bewerben. Darüber hinaus wäre es wünschenswert, dass die Stelle mit einem Menschen besetzt wird, der Erfahrungen mit partizipativer Forschung mitbringt und für den die Beteiligung von wohnungslosigkeitserfahrenen Menschen, Gruppen und Initiativen in Lehre und Forschung kein Fremdwort ist.
Leider tauchen diese beiden wichtigen Punkte in der Stellenbeschreibung nicht auf. Gut ist, dass eine Lehrkraft für das Thema eingestellt werden soll. Besser, und der Bedeutung des Themas angemessen wäre, hierfür eine Professur einzurichten. Mit einer Professur gäbe es deutlich mehr Möglichkeiten, dem Thema in Forschung und Lehre mehr Gewicht zu verleihen.
Wie auch immer, wir freuen uns auf jeden Fall auf eine enge und langfristige Zusammenarbeit mit der Hochschule Hannover und dem Menschen, der diese Aufgaben übernimmt.
"Entschuldigen Sie die Störung" - Betteln in Hamburger U-Bahnen ist verboten, René Kraeft tut es trotzdem. Nun zieht eine Anwältin mit ihm vor Gericht, um das Bettelverbot zu kippen.
Wir haben diesen sehr lesenswerten SPIEGEL-Artikel mit dem Titel "Obdachloser Mensch klagt gegen das Bettelverbot in Hamburg" für Euch aus der Bezahlschranke hervorgeholt:
Bemerkenswert ist der Hinweis auf die Rechtsanwältin Mareile Dedekind von der Gesellschaft für Freiheitsrechte (GFF): Der Gesellschaft für Freiheitsrechte geht es darum, mit strategischen Gerichtsverfahren demokratische Grundrechte zu stärken. Mehr Infos sind hier zu finden: https://freiheitsrechte.org/themen/gleiche-rechte-und-soziale-teilhabe/wo-ist-mein-platz
Voraussetzung für diese Strategie ist, dass betroffener Mensch bereit sein muss, diese Klage zu führen und den langwierigen Klageprozess auch über Wochen, Monate oder sogar Jahre hinweg durchzustehen. Das ist eine eine Hürde - anderseits werden klagewilligen Menschen vielfältige Hilfen und Unterstützung angeboten. Menschenrechte werden uns nicht geschenkt sondern müssen immer wieder neu erkämpft werden.
Wie viel Geld zahlt die Bundesregierung an Berater*innen? Und wofür genau? Das steht in den Beraterberichten des Bundesfinanzministeriums, die aber nur wenige zu Gesicht bekommen. Die Plattform Frag den Staat veröffentlicht nicht nur die Originaldokumente, sondern auch diese Datenbank, siehe
https://fragdenstaat.de/daten/beraterberichte/
Gibt man dort den Begriff Wohnungslosigkeit ein, so wird im Ergebnis dargestellt, dass ein Unternehmen mit dem Namen PD – Berater der öffentlichen Hand GmbH (https://www.pd-g.de/) – im Beraterbericht 2023 mit dem Projekt „Erarbeitung „Nationaler Aktionsplan Wohnungslosigkeit“ (NAP W) - Projektunterstützung Initiierungsphase“ und einem Vertragsvolumen von 293.930 Euro im Ressort Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen aufgeführt wird.
https://fragdenstaat.de/daten/beraterberichte/2023-25-1/
Eine einfache Recherche bei https://www.handelsregister.de zu der im Amtsgericht Berlin (Charlottenburg) unter der Nummer HRB 182217 Firma PD – Berater der öffentlichen Hand GmbH zeigt, dass hier ein Unternehmen mit der Erabeitung des Nationalen Aktionsplans betraut worden ist, das über genau gar keine Expertise in Bezug auf Wohnungslosigkeit und Bekämpfung von Wohnungslosigkeit verfügt.
Ist das die Ursache für die vollkommen unzureichende Qualität des Nationalen Aktionsplans gegen Wohnungslosigkeit? Warum und wofür genau wurde dieser Beraterfirma eingekauft und was genau hat sie für diesen Betrag geleistet?
In einer eigenen Stellungnahme zum NAP W hatte die Wohnungslosen_Stiftung unter anderem die paritätische Beteiligung von Menschen mit Wohnungslosigkeitserfahrung gefordert (https://www.wohnungslosenstiftung.org/neuigkeiten/2024-03-26-stellungnahme-nationaler-aktionsplan-wohnungslosigkeit.html) Mit dem hier bekannt gewordenen Betrag für fachfremde Beraterleistungen in Höhe von 293.000 € wäre es locker möglich gewesen, die paritätische Beteiligung von Erfahrungsexpert:innen umzusetzen. Aber das war - und ist - offenbar nicht gewollt.
Zwangsgemeinschaftliche Massennoterkünfte sind - das ist durch Befragungen und zahlreiche Erfahrungsberichte belegt - häufig Orte der Gewalt, die unter anderem deshalb von vielen Menschen gemieden werden. Der Flüchtlingsrat Niedersachsen hat nun am 03. Juli 2025 Handlungsleitlinien zum Thema Gewaltschutz in Unterkünften veröffentlicht.
https://www.nds-fluerat.org/62869/aktuelles/handlungsleitlinien-zum-thema-gewaltschutz-in-unterkuenften/
Die „Checkliste“ wurde für den Umgang mit Gewaltvorfällen in kommunalen Geflüchtetenunterkünften erarbeitet. Sie basiert auf den Mindeststandards zum Schutz von geflüchteten Menschen in Flüchtlingsunterkünften (BMFSFJ und UNICEF), sowie dem Schutzkonzept des Landes Niedersachsen. Sie kann als Unterstützung für die Erstellung eines standardisierten Verfahrens genutzt und spezifisch angepasst werden.
Diese Checkliste ist hier zu finden:
Warum gibt es seine solche Handlungsempfehlung für Unterkünfte wohnungsloser Menschen, sofern sie immer noch bestehen und betrieben werden?
Zu einer sehr interessanten Fachtagung zum Thema Gesundheitsversorgung wohnungsloser Menschen lädt die Diakonie Hessen für Donnerstag, den 18.09.2025 in Frankfurt am Main ein. Das Programm und die Anmeldung ist hier zu finden.
https://mitglieder.diakonie-hessen.de/verband/fort-und-weiterbildungen/#/de/classes/view/1420
Höchst Problematisch sind jedoch die Rahmenbedingngen dieser Tagung. Teilnahmekosten in Höhe von 59,00 € sind für wohnungslose und finanzarme Menschen einfach unerschwinglich - ganz offenbar war bei der Planung und Konzeption dieser Tagung die Beteiligung von Menschen mit Wohnungslosigkeitserfahrung nicht mitgedacht. Das zeigt sich auch im Programm: Es gibt keinen Hinweis auf die Beteiligung von Erfahrungsexpert:innen auf dieser Tagung. Also wieder einmal eine Tagung ÜBER wohnungslose Menschen statt MIT ihnen. Beteiligung ist für die Diakonie Hessen offenbar ein Fremdwort.
Immer wieder sind wohnungslose Menschen Gewalt ausgesetzt. Häufig spielt dabei die Abwertung von wohnungslosen und armen Menschen in der Tatmotivation eine Rolle.
Wir möchten mit Merle Stöver von der Universität Bielefeld und Janina Berthold und Janet vom dem Netzwerk der Wohnungslosen_Stiftung ins Gespräch gehen, warum Menschen gegen wohnungslose Menschen Gewalt ausüben und was wir alle gemeinsam dagegen tun können.
Die Veranstaltung ist eine Kooperation der Wohnungslosen_Stiftung und der Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalt Märkisch-Oderland (https://horte-srb.de/borg/).
Sie findet im Rahmen an das Gedenken an Hans-Georg Jakobson (https://de.wikipedia.org/wiki/Hans-Georg_Jakobson) statt.
Der mutmaßlich wohnungslose Hans-Georg Jakobson wurde 1993 von drei Neonazis ermordet, die ihn aus einer fahrenden S-Bahn warfen. Seit 2024 erinnert ein Gedenkort am Bahnhof Strausberg an ihn.
Komme vorbei, stelle Fragen, bring Deine Beobachtungen ein, diskutiere mit.
Zum Tag der Wohnungslosen am Donnerstag, den 11.09.2025 wird die Wohnungslosen_Stiftung um 11:00 Uhr im Haus der Demokratie und Menschenrechte in Berlin zu einem Mediengespräch einladen, in der ausschließlich Menschen mit Wohnunglosigkeitserfahrungen sprechen werden. Im Anschluss an die kurzen Statements sind Nachfragen aller Art möglich. Am Abend ist am Alexanderplatz eine Kundgebung vom Berliner Bündnis gemeinsam gegen Obdachlosigkeit und Zwangsräumungen geplant.
Das Mediengespräch ist Teil des offenen Netzwerktreffens der Wohnungslosen_Stiftung in Berlin, das am Dienstag, den 09.09.2025 beginn (Anreisetag) und am Samstag, den 13.09.2025 (Abreisetag) endet. Der Frauen*Salon beginn bereits einen Tag früher, am Montag, den 08.09.2025 (Anreisetag)
Weitere Informationen, der Aufruf für Beiträge und die Möglichkeit, sich anzumelden, kommen in Kürze.
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Hier ist der Link zu unserem Spendenformular: https://secure.spendenbank.de/form/3734
So, das wars für heute!
Solidarische Grüße,
Stefan
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Stefan Schneider / Wohnungslosen_Stiftung
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und Empowerment auf Augenhöhe gemeinnützige UG (haftungsbeschränkt)
Freistellungsbescheid vom 04.04.2023
für gemeinnützige und mildtätige Zwecke
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