35 TippsGuten Tag,

leider kommt es immer noch vor, dass Veranstaltungen, Tagungen, Kongresse, Symposien und Workshops etc etc organisiert werden, bei denen ÜBER wohnungslose und obdachlose Menschen gesprochen wird, statt mit ihnen.

Sichtbarkeit oder Instrumentalisierung?

Richtig peinlich kann es werden, wenn Veranstalter vorab einzelne obdachlose Menschen ansprechen, die einen "Beitrag" oder "Impuls" leisten oder "für die Obdachlosen" sprechen sollen. "Betroffene" sollen dann zu Wort kommen, Expert*innen aber sind und bleiben die anderen. Deshalb ist das Wort "Betroffene" auch ungeeignet, weil es Menschen mit Wohnungslosigkeitserfahrungen auf ihre "Betroffenheit" reduziert. Dabei sind sie viel mehr - nämlich Expert:innen für die Erfahrung, obdachlos oder wohnungslos zu sein, Expert:innen ihres eigenen Lebens.

Noch schlimmer ist es, wenn wohnungslose oder obdachlose Menschen - und auch das kommt vor - nur symbolisch im Raum sind: Beispielsweise in Form einer Fotoausstellung oder eines Video-Clips als "Stimmen von der Straße". Begründet wird diese Form der Beteiligung, die in Wirklichkeit eine Ausgrenzung ist, dass es ja das Anliegen sei, Menschen sichtbar zu machen, ihnen eine Stimme und Aufmerksamkeit zu geben. Kaum etwas davon ist wahr, aber das ist nicht einfach zu durchschauen.

Zum Fremdschämen: Alibi-Beteiligung

Wir sprechen in allen diesen Fällen von einer Alibi- oder Scheinbeteiligung. Wohnungslose und obdachlose Menschen werden instrumentalisiert für Projekte und Vorhaben, deren Ergebnisse stets von vorneherein fest stehen. Viele Menschen laufen aufgrund mangelnder Erfahrung in diese Fallen hinein und machen gute Miene zum bösen Spiel. Häufig kommt dann während der Veranstaltung das Gefühl hoch: Hier stimmt was nicht und dieses Gefühl ist meistens berechtigt. Ein bitterer Nachgeschmack bleibt zurück.

Eine Reaktion auf die oftmals vorgetragene Kritik ist in letzter Zeit die Tendenz, Veranstaltungen zum Thema Wohnungslosigkeits und Obdachlosigkeit dann eben ohne Beteilung obdachloser und wohnungsloser Menschen umzusetzen. Das allerdings bleibt selten im Verborgenen, verstärkt nur das gegenseitige Misstrauen und führt langfristig in eine politische Sackgasse.

Fast jeder von Euch hat solche Beispiele im Kopf. Die Interessen von Politik und Verwaltung aber auch der institutionellen und ehrenamtlichen Wohnungslosenhilfe sind eben nicht identisch mit den Interessen wohnungsloser Menschen, die aber auch nicht einheitlich sind. Deshalb ist es wichtig, miteinander zu sprechen.

Augenhöhe, Geduld und Empathie - wie Beteiligung gelingen kann

Beteiligung wohnungloser und obdachloser Menschen ist kein Hexenwerk, sondern funktioniert, wenn ein paar einfache Regeln beachtet und Beteiligung bereits bei der Vorbereitung und Planung umgesetzt wird.

Nur eins sollte klar sein: Die Beteiligung wohnungslosigkeitserfahrener Menschen ist mehr als das Buchen von Referent*innen zum Thema. Beteiligung erfordert Augenhöhe, Geduld und Empalhie.

Folgende Punkte haben wir uns noch nicht einmal selber ausgedacht. Wir haben einfach nur KI  [ChatGPT-4o] gebeten, uns ein paar Fragen zu beantworten. Das könnt ihr auch.

Freundliche Grüße,

Stefan

10 Argumente, warum wohnungslose und obdachlose Menschen auf Veranstaltungen zum Thema Obdachlosigkeit und Wohnungslosigkeit dabei sein sollten:

  1. Authentische Perspektiven: Wohnungslose und obdachlose Menschen können ihre eigenen Erfahrungen und Herausforderungen aus erster Hand teilen, was zu einem tieferen Verständnis der Problematik führt.
  2. Relevanz der Diskussion: Ihre Teilnahme stellt sicher, dass die Diskussionen und vorgeschlagenen Lösungen tatsächlich den Bedürfnissen der Zielgruppe entsprechen und praktikabel sind.
  3. Empowerment: Die Einbeziehung wohnungsloser und obdachloser Menschen kann ihnen das Gefühl geben, gehört und respektiert zu werden, was ihre Selbstwirksamkeit stärkt.
  4. Praktische Einblicke: Sie können konkrete Beispiele und Situationen schildern, die Fachleuten helfen, realistische und umsetzbare Maßnahmen zu entwickeln.
  5. Netzwerkbildung: Durch die Teilnahme an der Tagung können sie wertvolle Kontakte knüpfen, die ihnen langfristig helfen könnten, ihre Situation zu verbessern.
  6. Vermeidung von Stereotypen: Ihre Präsenz hilft, Vorurteile und Missverständnisse abzubauen, indem sie die Vielfalt und Komplexität ihrer Lebenslagen verdeutlichen.
  7. Direkte Rückmeldung: Fachkräfte erhalten sofortiges Feedback zu ihren Ideen und Vorschlägen, was die Qualität der geplanten Maßnahmen verbessert.
  8. Partizipation: Die Teilnahme wohnungsloser und obdachloser Menschen fördert die demokratische Partizipation und Einbindung aller gesellschaftlichen Gruppen.
  9. Langfristige Akzeptanz: Maßnahmen, die in enger Zusammenarbeit mit Betroffenen entwickelt werden, haben eine höhere Wahrscheinlichkeit, langfristig akzeptiert und erfolgreich umgesetzt zu werden.
  10. Menschliche Verbindung: Ihre Anwesenheit erinnert alle Teilnehmenden daran, dass es sich bei den Diskussionen um reale Menschen mit echten Bedürfnissen und Hoffnungen handelt.

5 Tips, wie wohnungslose und obdachlose Menschen bereits im Vorfeld mit einbezogen werden können:

  1. Vorab-Befragungen: Durchführung von Interviews oder Umfragen unter wohnungslosen und obdachlosen Menschen, um deren Meinungen und Bedürfnisse zu sammeln.
  2. Fokusgruppen: Organisieren von Fokusgruppen mit Betroffenen, um gezielt ihre Erfahrungen und Vorschläge zu erheben.
  3. Einbindung von Vertretungen: Zusammenarbeit mit Organisationen und Initiativen, die sich für wohnungslose und obdachlose Menschen einsetzen, um deren Stimmen in die Planung einzubeziehen.
  4. Workshops: Durchführung von Workshops, in denen Betroffene ihre Ideen und Vorschläge direkt einbringen können.
  5. Laufende Kommunikation: Aufbau eines kontinuierlichen Dialogs mit wohnungslosen und obdachlosen Menschen, um ihre Anliegen während des gesamten Planungsprozesses zu berücksichtigen.

10 Punkte die beachtete werden sollten, um wohnungslosen und obdachlosen Menschen die Teilnahme an einer Tagung zu ermöglichen:

  1. Kostenübernahme: Bereitstellung von finanziellen Mitteln für Reisekosten, Unterkunft und Verpflegung während der Tagung.
  2. Niederschwellige Anmeldung: Einfache und verständliche Anmeldeverfahren, die keine großen bürokratischen Hürden darstellen.
  3. Barrierefreiheit: Sicherstellung, dass der Tagungsort barrierefrei und für alle gut erreichbar ist.
  4. Begleitung und Unterstützung: Bereitstellung von Begleitpersonen oder Unterstützungsdiensten, die bei der Anreise und Teilnahme helfen.
  5. Verpflegung und Unterkunft: Organisation von sicheren und angemessenen Unterkünften sowie Verpflegung während der Tagung.
  6. Schutz der Privatsphäre: Gewährleistung, dass die Privatsphäre und Würde der teilnehmenden wohnungslosen und obdachlosen Menschen respektiert wird.
  7. Inklusion in die Agenda: Sicherstellen, dass die Tagesordnung Themen enthält, die für die Betroffenen von direkter Relevanz sind und sie aktiv in Diskussionen einbeziehen.
  8. Psychosoziale Unterstützung: Bereitstellung von psychosozialer Unterstützung vor Ort, um bei eventuellen emotionalen Belastungen zu helfen.
  9. Kommunikation: Bereitstellung von Informationen über die Tagung in verständlicher Sprache und durch verschiedene Kanäle, die auch wohnungslose und obdachlose Menschen erreichen.
  10. Anerkennung und Wertschätzung: Betroffene als gleichwertige Teilnehmer anerkennen und ihre Beiträge wertschätzen, um eine respektvolle und unterstützende Atmosphäre zu schaffen.

10 Gründe, warum obdachlose und wohnungslose Menschen mit mehreren Stimmen auf Tagungen oder Podien zum Thema Obdachlosigkeit und Wohnungslosigkeit vertreten sein sollten

  1. Vielfalt der Erfahrungen: Obdachlosigkeit und Wohnungslosigkeit betreffen Menschen in sehr unterschiedlichen Lebenslagen. Jeder Mensch hat individuelle Erfahrungen und Herausforderungen, die sich nicht in einer einzigen Stimme widerspiegeln lassen.
  2. Repräsentation verschiedener Gruppen: Unterschiedliche demografische Gruppen, wie Frauen, Männer, Jugendliche, ältere Menschen, LGBTQ+-Personen und Menschen mit Migrationshintergrund, haben spezifische Bedürfnisse und Erfahrungen. Eine einziger Mensch kann nicht alle diese Perspektiven vertreten.
  3. Breitere Problemerkennung: Mehrere Stimmen ermöglichen es, ein umfassenderes Bild der Probleme und Ursachen von Obdachlosigkeit und Wohnungslosigkeit zu zeichnen. Dies ist wichtig für die Entwicklung effektiver Lösungen.
  4. Glaubwürdigkeit und Authentizität: Mehrere Erfahrungsexpert:innen auf einem Podium erhöhen die Glaubwürdigkeit und Authentizität der Diskussion. Es zeigt, dass die Probleme vielfältig und weitreichend sind.
  5. Unterschiedliche Lösungsansätze: Verschiedene Menschen können unterschiedliche Ansätze und Lösungen vorschlagen, basierend auf ihren individuellen Erfahrungen. Dies fördert kreative und umfassende Lösungsansätze.
  6. Ermächtigung der Erfahrungsexpert:innen: Wenn mehrere Menschen zu Wort kommen, fühlen sich mehr Menschen gehört und ermächtigt. Dies kann das Selbstwertgefühl und die Bereitschaft zur aktiven Teilnahme an der Gesellschaft fördern.
  7. Sensibilisierung für die Vielschichtigkeit des Problems: Das Publikum wird für die vielen Facetten der Obdachlosigkeit sensibilisiert, was zu einem tieferen Verständnis und mehr Empathie führen kann.
  8. Vermittlung verschiedener Bedürfnisse: Die Bedürfnisse und Prioritäten von obdachlosen Menschen können stark variieren. Mehrere Stimmen helfen dabei, ein vollständigeres Bild der benötigten Unterstützungen und Ressourcen zu vermitteln.
  9. Vermeidung von Stereotypen: Wenn nur ein Mensch spricht, besteht die Gefahr, dass ihre Geschichte als repräsentativ für alle obdachlosen Menschen angesehen wird. Mehrere Stimmen helfen, stereotype Vorstellungen zu vermeiden.
  10. Förderung des Dialogs: Eine größere Anzahl von Erfahrungsexpert*innen fördert den Dialog zwischen verschiedenen Gruppen und Einzelpersonen, was zu einer produktiveren und konstruktiveren Diskussion führen kann.

Ein einziger obdachloser oder wohnungsloser Mensch kann aufgrund der Vielfalt der Lebensgeschichten und Erfahrungen nicht alle Facetten des Problems abdecken. Um die Komplexität von Obdachlosigkeit und Wohnungslosigkeit vollständig zu erfassen und wirksame Lösungen zu entwickeln, ist es daher unerlässlich, mehrere Erfahrungsexpert:innen zu Wort kommen zu lassen.

Solidarische Hinweise